Blanc & Fischer - Ereignisreiches Geschäftsjahr

Julia Breil
26 April 2023
Mit einem leichten Umsatzplus im Vergleich zu 2021 schloss die Blanc & Fischer Holding, zu der auch die Tochtergesellschaft B-Pro gehört, das vergangene Geschäftsjahr 2022 ab und markierte damit einen neuen Höchstwert. Doch die Auswirkungen der Pandemie sowie die Folgen des Ukraine-Kriegs haben ihre Spuren hinterlassen.

„Im ersten Halbjahr 2022 haben auslaufende Cocooning-Effekte aus der Pandemiezeit noch für volle Auftragsbücher gesorgt, im zweiten Halbjahr bremsten der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation die Nachfrage“, fasst Bernd Eckl, CEO der Blanc & Fischer Holding, anlässlich der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz das Geschäftsjahr 2022 zusammen. Nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr hätten eine geringere Auslastung und höhere Kosten das Ergebnis der Familienholding im Berichtsjahr belastet. Nichtsdestotrotz konnte die Unternehmensgruppe das vergangene Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von 4,5 Prozent auf einen neuen Höchstwert von 1,45 Milliarden Euro steigern. „Das war ein Kraftakt, und ich bin stolz auf unsere Mannschaft, die wirklich Außerordentliches geleistet hat“, betont Eckl.

Sinkende Nachfrage in China

Mit 27 Prozent entfiel der größte Umsatzanteil auf Deutschland. Dort legte der Um-satz 2022 laut Bilanzierung um 6,5 Prozent auf knapp 392 Millionen Euro zu. Der Rest Europas wuchs um 4,3 Prozent und steuerte rund 684 Millionen Euro bei, was in Summe einen europäischen Umsatzanteil von rund 70 Prozent bedeutet, teilt die Familienholding mit. Mit einer Steigerung von knapp acht Prozent auf rund 239 Millionen Euro habe das Unternehmen auf dem amerikanischen Kontinent den größten Zuwachs verzeichnen können. Der asiatisch-pazifische Raum hingegen weise nicht zuletzt als Folge der Pandemie-Situation in China einen Rückgang um fast sechs Prozent auf.

B-Pro wächst stark

Die Tochtergesellschaft B-Pro hat im vergangenen Jahr den Umsatz auf 123 Millionen Euro steigern können und wuchs damit um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland stiegen die Umsätze der Großküchenexperten um 16 Prozent und steuern aktuell rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes bei. Der übrige Umsatz wird vorwiegend in Europa erwirtschaftet. Für die kommenden Jahre sieht Bernd Eckl für B-Pro drei wichtige Trends in der Weiterentwicklung des Geschäfts. Zum einen automatisierte Prozesse in der Großküche, zum andern Smart Services durch Digitalisierung und zum dritten die Erweiterung des Leistungsangebots.

Für die Automatisierung hebt Eckl die Roboter-Unterstützung in der Speisenverteilung hervor, wie sie vom Hersteller zum Beispiel auf der Internorga bei der Tablettierung am Ende eines Speisenverteilbandes mit der Unterstützung eines „Roboter-Arms“ vorgeführt wurde. Im Bereich der Digitalisierung sieht der CEO die Vernetzung allgemein als Treiber und sieht speziell vereinfachte Workflows und transparente Prozesse als Vorteile für Großküchenbetreiber. Zur Erweiterung des Leistungsportfolios zählt Eckl das Schulverpflegungskonzept Junior-Serve, wo die Produktpalette von Speisentransport und Ausgabe von B-Pro um aktive Wagen von Temp-Rite ergänzt werden und somit ein vollständiger Speisenverteil- und -ausgabeprozess für die Schulverpflegung entsteht.

Strategische Zukunftsausrichtung

Um auf die geänderten Marktbedingungen zu reagieren, passe das Unternehmend die Kapazitäten, wo nötig, an, erklärt der CEO. Der Nachfrage-Rückgang im zweiten Halbjahr 2022 habe sich bereits auf die Stellenanzahl der Familienholding ausgewirkt, die um rund 560 auf 8.971 gesunken sei. Von den verbliebenen Mitarbeitern arbeiten etwa sieben Prozent beim Großküchentechnik-Hersteller B-Pro, der im vergangenen Jahr „das enorme Automatisierungspotenzial im Zusammenhang von Mensch und Roboter in der Großküche gezeigt“ habe, teilt das Unternehmen mit.

Neben dem Stellenabbau in der Familienholding gelte es nun aber auch, das Unternehmen sicher für die Zukunft aufzubauen, hebt Bernd Eckl hervor: „Unser Anspruch ist es, den Lebensraum Küche weltweit zu gestalten. Hier sehen wir vier Megatrends, die für uns große Chancen bieten: Digitalisierung, Convenience, Nachhaltigkeit und eine wachsende Bereitschaft, in Premium-Produkte zu investieren.“

Küche der Zukunft

Eine solche innovative und moderne Küche der Zukunft erleichtere insbesondere den Arbeitsalltag, skizzierte Eckl. Neben den Innovationen im Bereich Automation bei B-Pro sei das im Consumer-Bereich beispielsweise eine Innovation der Blanc & Fischer Tochtergesellschaft E.G.O. für den Backofen, in dem die Speisen mit unterschiedlichen Garpunkten individuell beheizt werden und dabei deutlich weniger Energie benötigten als herkömmliche Geräte. Auch Blanco präsentiere für den Endanwender mit dem Multi Frame eine neuartige, innovative Installationslösung, die Trinksystem, Abfalltrennsystem und Ordnungssystem im Küchenunterschrank miteinander verbindet.

Nachhaltigkeit im Blick

Ein großes „Transformationsprojekt“ sei laut Eckl das Nachhaltigkeitsprogramm der Unternehmensgruppe. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, wie man das Kerngeschäft gestalte, erläutert Eckl. 2022 habe die Familienholding ein systematisches Kennzahlen-Reporting aufgebaut. Bereits mit dem in wenigen Wochen vorliegenden Bericht weise das Unternehmen erstmals ausgewählte Kennzahlen nach dem anerkannten Standard der Global Reporting Initiative (GRI) aus. Auch die Erfassung der sogenannten Scope3-Emissionen – also Emissionen, die sich ein Unternehmen bei Lieferanten einkauft oder die bei der lebenslangen Nutzung der Produkte entstehen – werde derzeit systematisch aufgebaut, ergänzt der CEO. Von 2025 an werde es eine integrierte Nachhaltigkeitsberichterstattung im Jahresabschluss geben, und dann werde die Familienholding auch die Umsätze nach den Kriterien der EU-Taxonomie ausweisen.

Kräfte bündeln

Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten die Blanc&Fischer-Geschäftsführung „ein Übergangsjahr mit weiterhin zurückhaltender Nachfrage auf den relevanten Märkten“. CFO Heiko Pott betont den großen Beitrag der in der Familienholding zentral gebündelten Funktionen, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. „Die Energie-, Material- und Frachtkostensteigerungen sowie massive Verfügbarkeitsprobleme haben klar gemacht, wie wichtig das Beschaffungswesen ist. Durch die Bündelung von Kompetenzen und Einkaufsvolumina in der Blanc & Fischer-Gruppe konnten wir bei Lieferpartnern Vorteile erzielen.“ So habe man es geschafft, frühzeitig Lieferkontingente abzusichern und internationale Zusammenarbeit zu nutzen, hebt Pott hervor. Er ergänzt: „Das half uns, mit den großen Herausforderungen der Versorgungssituation umzugehen.“

Auch im Bereich Corporate Human Resources hätten sich auf Holdingebene gebündelte Kompetenzen und Kapazitäten bewährt. „Dieser Prozess an den Standorten läuft über das Berichtsjahr hinaus, aber wir sehen jetzt schon, dass die Unternehmenskultur von solch klaren Grundsätzen profitiert. Sie geben den Menschen Orientierung, und das ist gerade in unruhigen Zeiten wichtig“, ist Pott überzeugt.

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