Mehrwegangebotspflicht - Leitfaden für die Gastronomie: Lust auf Mehrweg

Julia Breil
15 April 2024

Gastronomiebetriebe, die Speisen to-go verkaufen, müssen seit Januar 2023 wiederverwendbare Verpackungen anbieten. Ein Playbook vom Bündnis „Mehrweg. Einfach. Machen“ gibt Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung.

Horecanews, 15.04.2024 - Menschen wollen Mehrweglösungen. Davon sind die Kooperationspartner des Bündnisses „Mehrweg. Einfach. Machen“ überzeugt. Doch der Erfolg der Gesetzeseinführung, nach der alternative Verpackungen seit Januar 2023 verpflichtend für Speisen und Getränke im To-go-Bereich angeboten werden müssen, bleibt bislang aus. Dabei stehen die Verbraucher Mehrwegsystemen im Außer-Haus-Markt laut Umweltbundesamt grundsätzlich positiv gegenüber – aktiv nach wiederverwendbaren Verpackungslösungen nachfragen tun jedoch die wenigsten.

Nuding-Impulse sollen die Mehrweg-Quote steigern

Das wollen die Mehrwegpartner WWF Deutschland, Mehrwegverband Deutschland und Project Together mithilfe ihres Bündnisses ändern: Gemeinsam mit verschiedenen Gastronomie-Ketten und den Anbietern Vytal und Recup starteten sie Ende letzten Jahres ein Experiment: So untersuchten sie von September bis November deutschlandweit in rund 800 Filialen, inwieweit gezielte Nudges – also Verhaltensimpulse – Kunden dazu anregen können, anstelle von Einwegverpackungen die Mehrwegvariante für ihre Snacks und Getränke To-go zu wählen. Die Ergebnisse sind im Leitfaden „Mehrweg am Point of Sale“ – vom Bündnis auch Playbook genannt – zusammengefasst.

Was sind Nudges?

Ins Deutsche können „Nudges“ als „Anstupser“ übersetzt werden. Ein Nudge ist im Detail ein subtiler, aber gezielter Anreiz, um Menschen unbewusst dazu zu ermutigen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Entscheidungen nicht erzwungen werden und Menschen immer eine Chance habe, sich gegen die gewünschte Entscheidung zu entscheiden. Insgesamt sieben verschiedene Nudges wählten die Bündnispartner für die verschiedenen teilnehmenden Gastronomie-Ketten, zu denen unter anderem Haferkater, Burger King oder Ikea Deutschland zählen, aus.

Für jeden Betrieb der passende Anreiz

Für folgende sieben Nudges entschieden sich Kooperationspartner: Zum einen wurden in ausgewählten Filialen Mehrweg als Standardoption für To-go-Speisen und -getränke oder eine „Fastlane“ eingeführt. Letztere bevorzugt Kunden, die sich für die umweltfreundlichere Alternative entscheiden, bei der Bestellung und verkürzt so deren Wartezeit an der Kasse. Auch „Vordrängeln“ bei der Mehrwegbehälter-Rückgabe wurde in den Nudging-Katalog des Bündnisses aufgenommen, ebenso wie die „Mehrweg-Challange“, die Mitarbeiter dazu motiviert, die alternativen Verpackungslösungen stärker zu bewerben. Zum anderen können Preise auf Einwegprodukte, ein Mehrweg-Ticker oder ein „Mehrweg-Only-Angebot“ die Wahl von wiederverwertbaren Verpackungen begünstigen.

Tipps für Gastronomen

Mittels Fallbeispielen der teilnehmenden Gastronomie-Ketten zeigt das Playbook praxisnah, wie Gastronomen mit pragmatischen Anreizen die Mehrwegquote steigern können. Dabei betonen die Bündnispartner, dass Verbraucher an erster Stelle auf eine einfache Umsetzbarkeit bei der Wahl ihrer Verpackung achten. „Je einfacher die Entscheidung für Mehrweg, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Mehrweg greifen“, heben die Mehrwegexperten hervor.

Nudges können positive Signale senden und damit die Attraktivität der alternativen Lösungen steigern. Auch orientierten sich Menschen dem Bündnis zufolge bei Entscheidungen häufig an ihrem sozialen Umfeld. „Unternehmen könnten hier beispielhaft vorangehen und signalisieren, dass Mehrweg-Routinen im Laden die Norm sind“, schlagen die Kooperationspartner weiter vor.

Der Leitfaden kann unter https://mehrweg-einfach-machen.de/mehrweg-nudging/ heruntergeladen werden.

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